Heute Morgen sprach ich wieder einmal mit einer Frau,
die mir von ihren Geburten berichtete.
Sie erzählte, wie schrecklich sie während ihrer ersten Geburt im Krankenhaus vom dortigen Geburtsteam misshandelt und verletzt wurde – so stark, dass sie noch Wochen nach der Geburt Verletzungen am Bauch und im Intimbereich hatte.
Solche Fälle kommen leider sehr häufig vor.
Und in den meisten Fällen fühlen sich Frauen alleine gelassen, überfordert.
Sie wissen nicht, wie sie damit umgehen sollen – und sie kennen oft ihre Rechte nicht.
Deshalb ist dieser Artikel für Dich.
Damit Du weißt, was Du tun kannst, wenn Dir so etwas passiert ist.
Gewalt unter der Geburt: Ein verdrängtes Thema
Was viele nicht wissen: Gewalt unter der Geburt – medizinisch unnötige, respektlose oder sogar körperlich verletzende Handlungen – ist ein reales und leider häufiges Phänomen.
Hebammen, Geburtshelferinnen und Aktivistinnen weisen seit Jahren darauf hin (Gaskin, 2008; Davis & Pascali-Bonaro, 2010; Tenn, 2016).
Dabei reicht die Spanne von entwürdigenden Kommentaren über das Übergehen Deines Willens bis zu massiven körperlichen Übergriffen wie unnötigen Dammschnitten, Kristeller-Handgriffen (massives Drücken auf den Bauch), Zwangslagen und mehr.
Was Du konkret tun kannst
1. Sprich darüber
Das Schweigen ist der erste Teil des Problems.
Erzähle Deine Geschichte Menschen Deines Vertrauens – Freundinnen, Familie, einer Doula, einer Hebamme.
Du bist nicht alleine!
2. Such Dir Unterstützung
Hier findest Du spezialisierte Anlaufstellen:
Hamburg und Deutschlandweit:
- Mother Hood e.V.
Verein für sichere und selbstbestimmte Geburtshilfe
Kontakt über: info@mother-hood.de
www.mother-hood.de - Roses Revolution Deutschland
(jährliche Aktion für Frauen, die Gewalt unter der Geburt sichtbar machen möchten)
Kontakt über: rosesrevolution@gmx.de
3. Rechtliche Schritte prüfen
Du hast ein Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit.
In Hamburg findest Du erfahrene Kanzleien u.a.:
- Patientengerecht, Rechtsanwälte für Arzthaftung & Medizinrecht
https://patientengerecht.de/
Oder Du kannst Dir aktuelle Empfehlungen direkt bei Mother Hood e.V. holen. Sie kennen die Kanzleien, die aktuell in solchen Fällen erfolgreich arbeiten.
4. Für Deine Heilung sorgen
Der vielleicht wichtigste Schritt: komm wieder in Deine eigene Kraft.
Denn das Erlebte hat sich in Deinen Leib abgespeichert.
Folgende Wege können helfen (Davis & Pascali-Bonaro, 2010; Gaskin, 2008; Tenn, 2016; Mongan, 2005):
- Traumasensible Doula- oder Hebammenbegleitung
- Embodiment-Arbeit & Holistic Pelvic Care
- Atemarbeit, Hypnose, Energiearbeit
- TCM & Naturheilverfahren (z.B. Praxis für Frauenheilkunde Hamburg)
Anlaufstellen für traumasensible Begleitung findest Du u.a. bei:
- Hebammenverband Hamburg
www.hebammenverband-hamburg.de - Mother Hood e.V. – Vermittlung von Begleiterinnen www.mother-hood.de
Fazit
Geburt ist ein zutiefst intimer, heiliger Prozess.
Wenn er durch Gewalt und Kontrolle entweiht wird, hat das Folgen – für Dich, für Dein Kind, für Eure Bindung, für Dein Leben.
Du hast Rechte.
Du musst Nein sagen. Und Du musst laut werden.
Gerade weil dieses Thema oft verschwiegen wird, ist es so wichtig, dass wir Frauen beginnen, unsere Erfahrungen zu teilen. Jede einzelne Geschichte macht sichtbar, was im Verborgenen geschieht – und kann anderen Mut machen, ihre Stimme ebenfalls zu erheben.
Wenn Dir so etwas widerfahren ist: Sprich darüber. Teile es in einem geschützten Rahmen, mit anderen Frauen, mit Initiativen, vielleicht auch öffentlich. Damit sich hier wirklich etwas ändern kann.
Und: Eine bewusste Verarbeitung Deines Erlebens ist essenziell.
Gerade wenn Du Dir eine weitere Geburt wünschst, ist es heilsam und wichtig, die alten Wunden sanft und kraftvoll zu lösen. Nur so kannst Du Dich in der Tiefe auf eine neue Geburt einlassen – in Verbundenheit, Vertrauen und Stärke.
Literatur
Davis, E., & Pascali-Bonaro, D. (2010). Orgasmic birth: Your guide to a safe, satisfying, and pleasurable birth experience. New York, NY: Rodale Books.
Gaskin, I. M. (2008). Die selbstbestimmte Geburt: Ein Handbuch für werdende Eltern (Originaltitel: Ina May’s guide to childbirth). München: Kösel-Verlag.
Leboyer, F. (1975). Geburt ohne Gewalt. München: Kösel-Verlag.
Mongan, M. F. (2005). HypnoBirthing: Der natürliche Weg zu einer sicheren, sanften Geburt (Originaltitel: HypnoBirthing: The Mongan method). München: mvg Verlag.
Schneeflock, E. (o. J.). Diverse Publikationen zur Stärkung weiblicher Geburtskultur.
Odent, M. (2002). Geburt und Stillen: Plädoyer für eine natürliche Geburtshilfe (Originaltitel: Birth and breastfeeding: Rediscovering the needs of women during pregnancy and childbirth). München: Beck.